Masters of the Fediverse – We have the power!

In meinem Haus wohnen zwei Katzen. Diese Katzen sind sehr schön. Das wissen sie nicht nur, sie sind auch fest davon überzeugt, dass die ganze Welt das wissen sollte. Mein Unverständnis und meine Vorbehalte werden dabei natürlich komplett ignoriert. Also folgen ihnen rund 1500 andere Katzen auf Instagram. Doch hinter all dem Katzen-Content steckt ein System, das uns alle betrifft.

Was mir daran nicht gefällt: Instagram (gehört wie Facebook zu Meta) ist ein geschlossenes System. Wer da, so wie ich, kein Konto haben möchte, hat es teilweise schon schwer, überhaupt noch an Informationen zu kommen. Die Speisekarte vom neuen Restaurant? Liegt auf Instagram. Die Öffnungszeiten vom Lieblingscafé? Nur auf Facebook. „Outlinks“, also Links auf externe Webseiten, erlaubt Instagram nicht (mit der Ausnahme des berüchtigten „Link in Bio“). Alles bleibt schön im eigenen System, damit die Nutzer bloß nicht auf die Idee kommen, das digitale Haus zu verlassen.

Wie im letzte Woche vorgestellten Buch ausführlich beschrieben, hat sich der Großteil des Internetverkehrs auf eine Handvoll Plattformen verlagert. Instagram, Facebook, TikTok – allesamt geschlossene Systeme, die noch dazu algorithmisch bestimmen, was wir zu sehen bekommen.

Aber was wäre, wenn es auch anders ginge? Was wäre, wenn es ein freies System gäbe, in dem jeder mit jedem kommunizieren kann, ohne dass ein Konzern dazwischen sitzt und die Regeln diktiert? Hier kommt das Fediverse ins Spiel.

Das Fediverse ist ein dezentrales Netzwerk, das Alternativen zu den bekannten Social-Media-Plattformen bietet. Mastodon statt Twitter, Pixelfed statt Instagram, PeerTube statt YouTube – alles miteinander verbunden, aber niemandem allein gehörend. Es basiert auf offenen Standards und wird von einer Community getragen, die sich für ein freies und unabhängiges Netz einsetzt. Jeder kann seinen eigenen Server betreiben oder sich einen aussuchen, der zu den eigenen Werten passt. Keine Algorithmen, die einem vorschreiben, was man zu sehen hat. Keine Datensammler, die jeden Klick verfolgen. Stattdessen: echte Vernetzung, echte Freiheit.

Klar, das Fediverse ist nicht perfekt. Es gibt weniger Glanz und Glamour, weniger Influencer und Katzen mit Millionenpublikum. Aber dafür gibt es Offenheit, Vielfalt und die Möglichkeit, das Netz wieder ein Stück weit zurückzuerobern.

Eine Übersicht über die verschiedenen Fediverse-Projekte gibt es hier: https://joinfediverse.wiki/Fediverse_projects/de

Ich verstehe, dass das für manche erschlagend sein kann, weil es zum Beispiel gleich fünf Twitter-Alternativen gibt, zwischen denen man sich entscheiden kann. Das Gute ist aber: Im Fediverse sprechen die verschiedenen Dienste miteinander. Ich bin bei Mastodon und du hast dich für Pleroma entschieden? Kein Problem, wir können uns trotzdem vernetzen. Die Wahl des Dienstes ist also nur eine Frage des Geschmacks. Der Aufwand, sich anzumelden, ist bei Fediverse-Diensten nur einen Schritt länger als bei „herkömmlichen“ Diensten, denn man muss sich noch für einen Server entscheiden (oder gleich selbst einen betreiben, aber das führt hier zu weit). Die Wahl des Servers ist gar nicht so relevant, wie man meinen mag – man sucht sich einfach einen aus, der einem sympathisch ist und zuverlässig erscheint. Bereut man seine Entscheidung später, ist es sogar mit wenig Aufwand möglich, seinen Account auf einen anderen Server umzuziehen.

Das Hauptargument gegen einen Umzug ist mir natürlich bekannt: Das bringt doch nix. Alle sind bei Instagram (oder halt X, oder TikTok oder was auch immer). Wenn ich wechsle, bin ich da raus, das wird sich nie durchsetzen. Das ist natürlich irgendwo richtig, aber in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass alte Dienste von neuen ersetzt werden. Instagram hat irgendwann Facebook den Rang abgelaufen, daher hat Meta es kurzerhand gekauft. Oder fragt mal Tom von MySpace, was er heute so macht. Wäre es nicht toll, wenn der nächste große Umbruch hin zu Diensten geht, die nicht in einzelner Hand liegen? Die also nicht einfach von einem der großen Fische aufgekauft werden können? So finde ich es ja grundsätzlich toll, dass sich aktuell sehr viele von Twitter abmelden und zu BlueSky wechseln. BlueSky scheint erstmal ein sympathischer Dienst zu sein, gehört einer gemeinnützigen (?) Stiftung. Doch auch BlueSky ist, obwohl dezentral geplant, noch nicht vollständig föderiert wie das Fediverse und könnte jederzeit von einem anderen, weniger netten Besitzer übernommen werden. Das Fediverse ist dezentral organisiert, es besteht aus tausenden von freiwillig betriebenen Servern.

In einer perfekten Welt wäre ein Umzug gar nicht nötig. Es spräche ja technisch nichts dagegen, dass Instagram, Twitter, TikTok und Co. sich öffnen und eine Vernetzung mit anderen Netzen zuließen. Da würde ich mir ein bisschen mehr – oder weniger sanften – Druck von behördlicher Seite (hallo EU!) wünschen, die Quasi-Monopole dazu zwingt, offene Standards zu nutzen. Ging bei USB-Steckern ja auch.

Meine Katzen sind auch bei Pixelfed. Dort folgen ihnen nur 14 Katzen, gegenüber 1500 bei Instagram. Leider hat das auch ihre Social-Media-Managerin ein bisschen demotiviert, sodass das Profil dort ein bisschen stiefmütterlich behandelt wird. Folgt Ripley und Samus hier: https://pixelfed.social/Ripley_Samus und motiviert sie, wieder mehr Ehrgeiz ins Fediverse zu stecken.

Mich findet ihr auf Mastodon hier: https://mastodontech.de/@KaeptnKaese. Und wenn es unbedingt sein muss, könnt ihr mir auch auf BlueSky folgen, das ist aber nur eine „Bridge“ zum Mastodon-Account: https://bsky.app/profile/KaeptnKaese.mastodontech.de.ap.brid.gy

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert