Vorwort: Den Titel zu diesem Beitrag habe ich nicht nur gewählt, weil er perfekt zu der App passt, die ich hier vorstellen möchte, sondern auch zur Erinnerung an Dennis Scheider, der kürzlich mit nur 47 Jahren überraschend verstorben ist. Er war lange Jahre Gitarrist bei Muff Potter, schrieb und sang dort auch einige der besten Lieder wie Wecker? Tickt. und eben Bis zum Mond. Danke für die großartigen Beiträge zum Soundtrack meines Lebens!
Vor einigen Jahren bin ich auf den Geschmack gekommen, Bücher nur noch digital zu lesen. Anfangs notgedrungen, denn ich wollte Andy Weirs Marsianer lesen, und das Buch gab es anfangs gar nicht in physischer Form, sondern nur als Download direkt auf der Homepage des Autors. Ich las das damals auf einem gewöhnlichen Tablet und fand es schon ganz praktisch, keinen schweren Wälzer mit mir herumtragen zu müssen, den ich nicht einfach auf den Tisch legen kann, ohne dass er zuklappt, bei dem ich immer irgendwas zwischen die Seiten stecken muss, um meine Leseposition wiederzufinden. Kurzum: Tocotronic hatten hier unfreiwillig recht – digital ist besser. Besser als ein Tablet ist zum Lesen natürlich ein Reader mit e-Ink-Display, sodass ich sehr bald auf einen solchen umstieg. Ohne lange darüber nachzudenken, entschied ich mich für den Marktführer, also einen Kindle von Amazon. Und was soll ich sagen: Nicht nur mit dem Gerät, sondern vor allem mit Amazons Ökosystem war ich absolut zufrieden. Ganz einfach konnte ich Bücher im Onlineshop suchen, eine Leseprobe laden und dann direkt aus der Leseprobe, wenn gewünscht, das gesamte Buch kaufen und nahtlos weiterlesen. Hatte ich den Kindle mal nicht dabei, konnte ich einfach mit der Kindle-App auf meinem Handy, Tablet oder, wenn unbedingt nötig, sogar auf dem PC weiterlesen. Irgendwann später stieg ich um auf einen Reader mit farbigem e-Ink-Display und vollwertigem Android-Betriebssystem, hauptsächlich benutzte ich aber auch darauf nur die Kindle-App.
Aus bekannten Gründen kam dann der Punkt, an dem ich mir eine Alternative zu Amazon und Kindle suchen wollte. Dabei wollte ich aber möglichst wenig Komfort verlieren. Shops, bei denen man digitale Bücher in freien Formaten kaufen kann, gibt es glücklicherweise einige (siehe z. B. hier). Doch der Komfort, den ich bei Amazon genossen hatte, war nicht so leicht zu ersetzen. Ich suchte nach einer Lösung, die mir ähnliche Vorteile bieten konnte: Synchronisation über mehrere Geräte, einfache Verwaltung meiner Bücher und eine benutzerfreundliche Oberfläche. Ein heißer Kandidat war BookFusion, ein Online-Dienst, in den man seine E-Books in allen üblichen Formaten hochladen, verwalten und natürlich lesen kann. Es gibt Apps für die gängigen Plattformen und eine moderne Weboberfläche. In der kostenlosen Variante lassen sich 10 Bücher gleichzeitig in der Cloud speichern, wer mehr braucht, findet verschiedene Abopakete. Grundsätzlich kann ich BookFusion empfehlen, für mich selbst suchte ich aber nach einer Lösung, in der ich meine Bücher und Dokumente unter eigener Kontrolle behalten konnte – am liebsten auf meinem Nextcloud-Server. Ein wenig Recherche brachte mich dann zunächst zum KOReader. Dieser bietet einen gigantischen Funktionsumfang und entsprechend eine komplizierte und überladene Benutzeroberfläche. Während ich seufzend schon dabei war, mich durch die aufwendige Einrichtung der Synchronisation in KOReader zu quälen, stieß ich fast schon zufällig auf den Moon+ Reader. Ziemlich schnell fand ich mich in der aufgeräumten Oberfläche zurecht. Zur Synchronisation von Büchern und Lesepositionen lassen sich alle gängigen Cloudspeicher (und damit auch Nextcloud) verbinden. Steigt man tiefer in die Menüs ein, lassen sich auch hier unzählige Optionen auf den eigenen Geschmack einstellen, sofern man das denn möchte. Die App gibt es für Android, eine iOS-App oder Webversion gibt es aktuell nicht. Das Fehlen der Apple-Variante ist mir persönlich natürlich herzlich egal, eine Möglichkeit, auf dem PC zu lesen, wäre nett gewesen, ist aber nicht zwingend nötig (notfalls gibt es ja Waydroid…). Es gibt eine kostenlose, werbefinanzierte Variante der App, die werbefreie Pro-Version gibt es für einmalig 10,99 € im Play Store.
Für mich funktioniert die Lösung mit Moon+ Reader in Verbindung mit Nextcloud hervorragend. Ja, die Einrichtung war aufwendiger als bei Kindle, wo es reicht, auf einem neuen Gerät die Amazon-Kontodaten einzugeben. Auch die von Amazon gewohnte nahtlose Integration des Shops in den Reader ist natürlich nicht vorhanden. Doch das befriedigende Gefühl, wieder ein klein wenig Selbstbestimmung zurückgewonnen zu haben, überwiegt für mich ganz klar die Nachteile. Klar verstehe ich jeden, der den manuellen Aufwand zur Einrichtung scheut. In diesem Fall kann ich ganz klar BookFusion empfehlen, das ich oben angerissen habe.
So, genug geschrieben für heute. Zeit, sich zurückzulehnen und ein Buch zu lesen. Elektronisch natürlich.
Es geht bis zum Mond. Aber mit guten Büchern und Muff Potter – und nicht mit Jeff Bezos’ Pimmelrakete.
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